Die Ausstellung wurde unter Mitwirkung von Günter Heidt von der Initiative Augen auf! gegen Antisemitismus 2020/2021 konzipiert und dokumentiert erstmalig, übersichtlich und anschaulich das jüdisches Leben in der VG Saarburg-Kell. Einen ersten Eindruck finden Sie unter
Ausstellung.
Das Interesse an Geschichte und Kultur des ländlichen Judentums hat seit den 1980er Jahren deutlich zugenommen und stereotype Vorstellungen durch den nüchternen Blick auf die Religiosität, das Familien- und Erwerbsleben und die sozialen Beziehungen zwischen Juden und Nichtjuden ersetzt. Anhand des Buches „Fast vergessene Zeugen. Juden in Freudenburg und im Saar-Mosel-Raum 1321-1943“ von Günter Heidt/d Dirk S. Lennartz sowie aktueller Interviews soll jüdisches Leben in Vergangenheit und Gegenwart vorgestellt werden.
Stationen Beurig:
Klosterstr. 8, Familie Wolf / Irscher Str. 27, Familie Meyer / Klosterstr. 15, Familie Joseph / Klosterstr. 14, Familie Levy
Mittagspause ca. 12:00 – 13:00 Uhr im Café Urban, KulturGießerei
warmes Mittagessen auf Bestellung bis Donnerstag 12.00 Uhr möglich (15 € p.P. inklusive Getränk)
Stationen Saarburg:
Graf Siegfriedstr. 20, Familie Königsfeld / Graf Siegfriedstr. 28, Familie Wolf / Graf Siegfriedstr. 39, Familie Kahn / Schlossberg 6, VG, eemaliges Bethaus
Ende ca. 16:00 Uhr
Bei sehr regnerischem Wetter kann der Rundgang gekürzt und in den Räumen der Glockengießerei fortgesetzt werden.
15:00 Uhr Jüdischer Friedhof Saarburg-Niederleuken
Im Ortsteil Erdenbach wurde vor Jahrhunderten der jüdische Friedhof von Saarburg angelegt, den man durch eine renovierte Eingangshalle betritt, in der eine Tafel über die Geschichte des Friedhofs und die jüdische Gemeinde in Saarburg informiert. 1804 wird der Friedhof durch einen Kaufvertrag des Marx Levi von Wawern zum ersten Mal schriftlich erwähnt; er ist aber bestimmt älter, besteht vielleicht wie die kleine jüdische Gemeinde Saarburgs schon seit dem 30-jährigen Krieg. Auf ihm begruben die Juden von Saarburg, Wawern, Beurig, Ayl, Wiltingen und Könen ihre Toten. Er ist mit 2.079 qm der zweitgrößte nach Freudenburg im Kreis Trier–Saarburg, jedoch stehen nur noch 15 Grabsteine auf ihm. Der Friedhof wurde nach 1933 und vor allem 1938 geschändet, die meisten Grabsteine zerstört. 2006 sammelten Jugendliche im Gelände verstreut liegende Grabsteintrümmer und schichteten sie zu einem Mahnmal auf. Eingangshalle und der Zugangsweg wurden zwei Jahre später durch die Stadt neu gestaltet.
16:30 Uhr Jüdischer Friedhof Zerf
In Zerf wurde nach 1870 ein jüdischer Friedhof angelegt, auf dem bis zu 15 Tote aus Zerf, Greimerath und Schillingen bestattet sind. Während der NS-Zeit und selbst in den Folgejahren wurde er geschändet. Willy Herrmann, der 1945 als US-Soldat nach Zerf zurückkam, richtete die umgestürzten Grabsteine wieder auf und hat Zerfer Nazis den US-Behörden übergeben. Elf Gräber sind bis heute erhalten.
17:30 Uhr Stolpersteine Greimerath
Vor dem Restaurant „Greimerather Forst“ hat der Künstler Gunter Demnig 2009 und 2019 insgesamt sieben Stolpersteine zur Erinnerung an die Familie Hermann, die von 1900 bis 1939 hier als Viehhändler, Gastwirte und Metzger lebten und arbeiteten. Die überlebenden Brüder Kurt und v.a. René, der seit den 1950er Jahren regelmäßig aus den USA nach Greimerath kam, hatten den Greimerathern nie vergessen, dass sie in der NS-Zeit zu ihrer Familie gehalten und sie nach dem Krieg bei sich aufgenommen hatten. Beide wurden 2018 zu Ehrenbürgern der Gemeinde Greimerath ernannt. Kurt lebt heute 95-jährig in West Palm Beach/Florida.
400 Jahre jüdischer Friedhof in Freudenburg
und fast 100 Jahre jüdischer Friedhof Kirf-Meurich
Im Nordosten von Freudenburg, etwa 150 Meter entfernt vom alten Ortskern, in einem leicht nach Südwesten abfallenden Gelände aus Wiesen, Gärten und Baumstücken liegt im Gewann „Öhlbaumsgarten“ der 400 Jahre alte jüdische Friedhof des Ortes. Angelegt wurde er wohl zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges, ihm kommt aber nicht nur wegen seiner Größe von insgesamt 3.544 qm – er ist nach Wittlich der zweitgrößte im Regierungsbezirk Trier – eine zentrale Bedeutung in der Region zu. Auf ihm begruben ab 1694 auch die Juden von Merzig, ab 1711 die von Hilbringen und von der Mitte des 18. Jahrhunderts an die Juden von Kirf, Meurich und Perl ihre Toten.
Erst gegen Ende der 1920er-Jahre wurde für die in Kirf und Meurich lebenden jüdischen Familien ein eigener Friedhof im Bereich der Gemarkungsgrenze zwischen Kirf und Meurich angelegt und 1929 der erste Tote dort begraben. Bis 1939 setzte man auf dem Friedhof 12 aus Kirf und Meurich stammende jüdische Personen bei. Der Friedhof wurde in der NS-Zeit und auch danach wiederholt geschändet - die Grabsteine wurden ersatzlos weggeräumt.
1962 stellte die Jüdische Gemeinde zu Trier einen Gedenkstein auf mit der Inschrift: "Zum Gedenken an die in der Verfolgung umgekommenen Mitglieder der Gemeinden Kirf - Meurich - Freudenburg". Eine an Stelle eines Grabsteins auf einem der Gräber gelegte Gedenktafel mit den Namen der Beigesetzten wurde vor Jahren von unbekannt zerstört. Sie ist von der Gemeindeverwaltung seitdem nicht mehr erneuert worden.