Vorgeschichte: Verschweigen und Verdrängen
Im Februar 1939 erschien das erste "Einwohnerbuch für die Stadt Saarburg". Auf 24 Seiten wurden die Namen und Adressen aller Bürger, Behörden und Dienststellen der verbrecherischen NSDAP veröffentlicht, ergänzt vom Verzeichnis und den Annoncen der Saarburger Geschäftsleute. Vergeblich sucht man jedoch die Namen der jüdischen Mitbürger - statt dessen wurde hier offiziell schwarz auf weiß dokumentiert: Saarburg ist "judenfrei"! Sämtliche Juden waren bis Herbst 1939 aus der Stadt vertrieben.
1964, 25 Jahre später, feierte Saarburg sein 1000-jähriges Gründungsfest, es erschien ein Buch, dem Anlass und der Bedeutung entsprechend gefüllt mit wissenschaftlich fundierten Aufsätzen zur Geschichte der Stadt. Auf historische Wahrhaftigkeit und Vollständigkeit legte man jedoch offensichtlich weniger Wert, denn die Geschichte der Saarburger Mitbürger jüdischen Glaubens wurde bis auf eine kurze Erwähnung zweier Juden im Mittelalter (!) verschwiegen - selbst unter den "Toten des 2. Weltkrieges" aufgeführt zu werden wurden die durch die Nationalsozialisten Ermordeten nicht als würdig genug angesehen! So dauerte ihre Vertreibung in den Köpfen und Herzen der Menschen auch fast 20 Jahre nach Kriegsende offensichtlich fort.
1981 und 1983 erforschten dank der Unterstützung des Amtes für Wiedergutmachung Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Saarburg Einzelheiten des Terrors gegen die Saarburger, Kirfer, Freudenburger, Zerfer und Wiltinger Juden bis 1939, berichteten über deren erzwungene Emigration sowie die Deportation und über die Ermordung vieler von ihnen. Im Gedächtnisjahr 1983 brachte der Zerfer Lehrer Edgar Christoffel sein Buch "Der Weg durch die Nacht. Verfolgung und Widerstand im Trierer Land während der Zeit des Nationalsozialismus" heraus, in dem er u.a. das Schicksal der Zerfer Juden darstellte. 1982 hatte dann der Stadtrat von Saarburg auf Antrag eines jungen Bürgers an der 1962 abgerissenen Saarburger Synagoge eine bescheidene Bronzetafel „Zum Gedenken an unsere früheren jüdischen Mitbürger und deren Synagoge an diesem Ort" in aller Stille anbringen lassen.
Anlässlich der 700-Jahr-Feier der Stadtrechtsverleihung 1991 wurden schließlich in zwei Bänden Forschungsergebnisse von Historikern vorgelegt, die den Ausgangspunkt für intensive Nachforschungen zur jetzt lange genug verdrängten Geschichte der Juden im Saarburger Raum bildeten. Wieder waren es Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums und auch der Hauptschule Saarburg, die 1992/93 Beiträge für den "Schülerwettbewerb Deutsche Geschichte um den Preis des Bundespräsidenten" zu dem Thema "Denkmal - Erinnerung, Mahnung, Ärgernis ..." verfassten. Sie dokumentierten die Geschichte der Denkmale sowie Entwicklung und bescheidene Blüte der jüdischen Gemeinden von Saarburg, Freudenburg, Kirf und Meurich durch die Jahrhunderte bis zu ihrem erzwungenen Untergang in der Nazizeit und stellten ihre Ergebnisse in teilweise umfangreichen Broschüren der Öffentlichkeit vor. Als Bundespräsident Richard von Weizsäcker zwei der Saarburger Junghistoriker mit ihrem Lehrer zur Preisverleihung nach Berlin einlud, nahm auch das Interesse der Öffentlichkeit zu. Die Ortsgemeinde Freudenburg stellte ein Jahr später, im September 1994, am "Tag des offenen Denkmals" die von einem der Schüler erforschte Geschichte des heute 400 Jahre alten jüdischen Friedhofs vor; der Erfolg dieses Tages ermutigte den Gemeinderat zu dem Beschluss, auf dem Platz der Synagoge ein Denkmal für ihre ehemaligen jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger zu errichten. Dieses Denkmal wurde am 02. Juli 1995 feierlich enthüllt, 50 Jahre nach der Befreiung von der nationalsozialistischen Diktatur, vom von ihr entfesselten Weltkrieg und nach der Befreiung von Auschwitz. Zum ersten Mal hatten damit im Saarburger Raum Politiker und Bürger öffentlich das Schweigen beendet, die ehemaligen Mitbürgerinnen und Mitbürger jüdischen Glaubens sowie ihre Nachkommen um Verzeihung für die Verbrechen im deutschen Namen gebeten und sich ihrer Verantwortung vor der Geschichte und für die Zukunft gestellt.
Intention der Ausstellung
Die 2018 in diesem Hause gestartete Initiative gegen Antisemitismus „Augen auf!“ verfolgt mit dieser Ausstellung im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ den Zweck, die Quellen und Literatur, die wir über jüdisches Leben in unserer Heimat haben, nach lokalen Gesichtspunkten zu bündeln und einen Überblick darüber zu geben, wann, wo und wie jüdisches Leben in den Grenzen unserer heutigen Verbandsgemeinde Saarburg-Kell stattfand.
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